Schule des Jahres Schleswig-Holstein 2022

„Lernen aus der Pandemie“ SCHULEWIRTSCHAFT SH  gratuliert der „Schule des Jahres 2022“
Die Grundschule am Störtal in Oelixdorf ist „Schule des Jahres Schleswig-Holstein 2022“ – die Schule Altstadt in Rendsburg erhält Sonderpreis des Ministerpräsidenten

KIEL/RENDSBURG. „Lernen aus der Pandemie“ lautete das Motto des fünften Wettbewerbs um den Titel „Schule des Jahres Schleswig-Holstein“. Heute (6. Mai) überreichten Bildungsministerin Karin Prien und die Direktorin des Instituts für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein (IQSH) Dr. Gesa Ramm im Hohen Arsenal in Rendsburg vor rund 150 Gästen die Preise.

Mit einem Preisgeld in Höhe von 12.000 Euro ging der erste Preis in diesem Jahr an die Grundschule am Störtal in Oelixdorf. Über den zweiten Platz und ein Preisgeld von 8.000 Euro freute sich das Gymnasium Goethe-Schule in Flensburg. Die Berufsbildende Schule Friedrich-List-Schule in Lübeck erreichte den dritten Platz mit einem Preisgeld von 6.000 Euro. Den mit 5.000 Euro dotierten Sonderpreis des Ministerpräsidenten erhielt die Schule Altstadt, Gemeinschaftsschule der Stadt Rendsburg.

In ihrer Begrüßungsrede würdigte Ministerin Karin Prien noch einmal ausdrücklich das Engagement und die Arbeit aller Schulen: „Sie begleiten Kinder und Jugendliche in einer Zeit, die von Krisen geprägt ist: der globale Klimawandel, die Pandemie und jetzt der Krieg in der Ukraine.“ Es gelinge ihnen dabei sehr oft erfolgreich, den Kindern und Jugendlichen ein Gefühl der Selbstwirksamkeit und Resilienz zu vermitteln. „Unsere Schulen haben besonders in den vergangenen beiden Jahren enorme Herausforderungen bewältigt und ich bin sehr beeindruckt, wie viele Schulen aller Schularten sich vor diesem Hintergrund noch um den Schulpreis beworben haben.“

Insgesamt 30 Schulen hatten ihre Unterlagen eingereicht. Das diesjährige Motto „Lernen aus der Pandemie“ bezeichnete Ministerin Prien als „hochaktuell, und daher ist es nicht nur das Motto dieses Wettbewerbs, sondern auch das Thema der schleswig-holsteinischen KMK-Präsidentschaft in diesem Jahr. „Die Ideen, Projekte und Konzepte, die in den vergangenen beiden Jahren entwickelt wurden, wollen wir nutzen, um unser Bildungssystem in die Zukunft zu führen. Die gewonnenen Erfahrungen wollen wir für die zukünftige Schul- und Unterrichtsgestaltung mitnehmen, verbreiten und gemeinsam weiterentwickeln“, sagte die Ministerin.

Prien dankte allen, die diesen Wettbewerb ermöglicht und organisiert haben: dem IQSH, der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, dem Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik, der Musikhochschule Lübeck, der Muthesius Kunsthochschule, der Europa-Universität Flensburg, dem Bildungs- und Tagungszentrum Tannenfelde, der Handwerkskammer Schleswig-Holstein, der IHK Schleswig-Holstein, SCHULEWIRTSCHAFT Schleswig-Holstein und dem UVNord. Ihr Dank ging auch an die Medienpartner Kieler Nachrichten, Lübecker Nachrichten und Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag, die den Wettbewerb durch die Vorstellung der beteiligten Schulen öffentlichkeitswirksam begleitet hätten.

„Als Jurymitglied bin ich bei den Schulbesuchen immer wieder von der herausragenden Arbeit und dem Engagement der Lehrkräfte beeindruckt“, sagte Dr. Gesa Ramm, Direktorin des Instituts für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein (IQSH).

„Jetzt liegen viele Ideen vor, die wir auch in Netzwerken, wie zum Beispiel im Perspektivschulnetzwerk, allen Schulen im Land zugänglich machen wollen.“ Zudem werde das IQSH alle Schulen weiterhin bei der Schulentwicklung intensiv unterstützen und begleiten. Dabei fließen die Erfahrungen aus der Zeit der Pandemie ein. „Wir passen die Unterstützungsangebote in Fort-, Weiterbildung und Beratung flexibel an die jeweiligen Erfordernisse an. Denn die Schule der Zukunft entwickeln wir gemeinsam mit den Schulen“, so Ramm.

 

Hintergrundinformationen

Am Wettbewerb „Schule des Jahres“ können Schulen aller Schularten teilnehmen. 30 Schulen hatten sich 2021 schriftlich um die Auszeichnung beworben und viele Unterlagen eingereicht. 11 Schulen und 4 Perspektivschulen (für den Sonderpreis) wurden in einer Sitzung der Jury im Januar 2022 nominiert und von mindestens 4 Mitgliedern der Jury im Februar/März 2022 besucht. Auf der Grundlage der Bewerbungsunterlagen sowie der Besuche bestimmte die Jury die drei Siegerschulen und machte dem Ministerpräsidenten einen Vorschlag für den Sonderpreis, den dieser annahm. Die Jury setzt sich aus 35 Vertreterinnen und Vertretern der beteiligten Partner sowie aus Landeseltern- und Schülervertretern zusammen.

Begründungen siehe Anlage

Fotos der Siegerschulen stehen nach der Veranstaltung HIER zur Verfügung.

 

Anlage – Nominierungen und Begründungen für Preisträger

Nominiert waren folgende Schulen (alphabetisch sortiert):

  1. Berufliche Schule des Kreises Nordfriesland in Niebüll (Kreis Nordfriesland)
  2. Berufliche Schule des Kreises Stormarn in Bad Oldesloe (Kreis Stormarn)
  3. Friedrich-List-Schule, Berufliche Schule der Hansestadt Lübeck – Wirtschaft (Hansestadt Lübeck)
  4. Goethe-Schule Flensburg, Gymnasium (Kreis Schleswig-Flensburg)
  5. Gorch-Fock-Schule Kappeln, Grundschule (Kreis Schleswig-Flensburg)
  6. Grundschule am Störtal, Grundschule der Gemeinde Oelixdorf in Oelixdorf (Kreis Steinburg)
  7. Grundschule Tangstedt (Kreis Pinneberg)
  8. Gymnasium Schloss Plön (Kreis Plön)
  9. Inselschule Fehmarn, Gemeinschaftsschule mit Oberstufe und Förderzentrumsteil der Stadt Fehmarn (Kreis Ostholstein)
  10. Schulzentrum Sylt, Gymnasium mit Gemeinschaftsschulteil des Schulverbandes Sylt (Kreis Nordfriesland)
  11. Theodor-Storm-Schule, Gymnasium in Husum (Kreis Nordfriesland)

Für den Sonderpreis wurden folgende Perspektivschulen vorgeschlagen:

  1. Grundschule Ramsharde (Kreis Flensburg)
  2. Holstentor-Gemeinschaftsschule (Hansestadt Lübeck)
  3. Schule Altstadt, Gemeinschaftsschule der Stadt Rendsburg (Kreis Rendsburg-Eckernförde)
  4. Theodor-Storm-Schule, Gemeinschaftsschule der Stadt Bad Oldesloe (Kreis Stormarn)

Auszüge aus den Begründungen der Jury für die Preisträger

 

  1. Preis – Grundschule am Störtal, Oelixdorf

Die Grundschule am Störtal in Oelixdorf zeichnet sich dadurch aus, dass sie alle Schülerinnen und Schüler gleichermaßen fördert. Das stellte die Jury bei ihrem Schulbesuch eindeutig fest. Bildungsgerechtigkeit wird beispielsweise durch die starke Integration des DaZ-Zentrums begünstigt. Die Schule konnte auch während der Pandemie auf hervorragenden, wertschätzenden und kooperativen Strukturen aufbauen. Als Modellschule für digitales Lernen bestand bereits vor der Pandemie bei allen an Schule Beteiligten ein Selbstverständnis in Bezug auf die Notwendigkeit, sich intensiv mit digitaler Bildung auseinanderzusetzen. Neben dem kontinuierlichen Einsatz digitaler Medien und der inzwischen selbstverständlichen Integration von itslearning ist eine niederschwellige Diagnostik der Unterstützungsbedarfe der einzelnen Schülerinnen und Schüler die Regel. An der Grundschule am Störtal gibt es ein ausgezeichnetes Übergangsmanagement, das fehlende Bildungsvoraussetzungen ausgleicht und häufig den Grundstein für gymnasiale Bildungskarrieren legt.

Eine ausgeprägte Feedbackkultur ist an der Grundschule am Störtal erfolgreich etabliert. Schülerinnen und Schüler geben am Ende des Unterrichts ihren Lehrkräften Feedback, damit bei eventuellen Lernschwierigkeiten unmittelbar die Ursache gefunden und nachgesteuert werden kann. In den Unterrichtsbesuchen der Jury war ebenfalls zu erkennen, dass die Feedbacks der Lehrkräfte an die Lernenden zielführend waren und von diesen gut angenommen werden konnten.

Begünstigt wird das Schulleben durch eine hervorragende Organisations- und Kommunikationsstruktur. Es werden die Stärken aller Schulbeteiligten wie selbstverständlich hervorgehoben sowie darauf geachtet, Herausforderungen der Personen durch gegenseitige Unterstützung zu kompensieren. Den Ideen aller wird stets Raum gegeben, beispielsweise werden auf einem Kanban-Board Veränderungsnotwendigkeiten festgehalten, diskutiert und umgesetzt. Auch Fortbildungen werden im Sinne eines lebenslangen Lernens als feste Größe im Kollegium erachtet. Die Verantwortlichkeiten in der Schule sind klar geregelt – jeder weiß, was er oder sie zu tun hat, Aufgaben werden dabei möglichst gerecht verteilt. Ein starkes Führungsteam übernimmt die Verantwortung für die Schule und hat dabei stets auch die Gesundheit der Kolleginnen und Kollegen sowie der Schülerinnen und Schüler im Blick. Es gibt gemeinsame Ziele für die Schule sowie eine gemeinsame Vision, die sich aus den Anliegen der Kinder, Eltern und der Lehrkräfte speist. Diese Schule wird als ein Lern- und Lebensort verstanden, der gemeinsam weiterentwickelt wird.

 

  1. Preis – Goethe-Schule (Gymnasium), Flensburg

„Immer auf der Höhe”, das ist der Leitspruch der Goethe-Schule Flensburg. Damit soll der Anspruch der Schule, sich im pädagogischen Sinne positiv abzuheben, gemeint sein. Die Jury kann nach ihrem Schulbesuch bestätigen, dass sich die Umsetzung des Leitspruches im Schulalltag beobachten lässt. Die Schule zeichnet sich besonders durch ihre Atmosphäre aus. Es herrscht ein respektvoller und wertschätzender Umgang. Sowohl im Kollegium als auch zwischen allen Schulbeteiligten ist ein großer Zusammenhalt und eine hohe Identifikation mit der Schule erkennbar. Zu erkennen ist dies beispielsweise daran, wie stolz die Schülerinnen und Schüler ihre logobedruckten T-Shirts und Hoodies tragen.

Bei wichtigen Entscheidungen fühlen sich alle an Schule Beteiligten eingebunden. Um festzustellen, inwiefern es pandemiebedingte Folgen bei den Schülerinnen und Schülern der Goethe- Schule gibt, haben unter anderem Umfragen stattgefunden. Dabei stellte sich heraus, dass die psychischen Folgen bei den Lernenden überwiegen. Dem wird mithilfe eines ausgereiften Beratungskonzeptes begegnet. Je nach individuellen Bedarfen werden Schülerinnen und Schülern interne und externe Unterstützungsmaßnahmen ermöglicht. Dass an der Goethe-Schule allgemein ein hoher Wert auf Individualisierung gelegt wird, zeigt sich zudem auch durch eine ausgeprägte Fehler- und Feedbackkultur.

Neben der konstruktiven Beteiligung aller hat die Jury auch die positive Rolle des Schulleiters Arnd Reinke beeindruckt. Ihm und seinem Team ist es gelungen, eine respektvolle, angstfreie, kreative und auch humorvolle Lehr-Lern-Atmosphäre auch in Zeiten des Distanzlernens zu schaffen. Als Modellschule für digitales Lernen wird an der Goethe-Schule bereits ab der 5. Jahrgangsstufe der Grundstein zum selbstorganisierten Lernen gelegt, z. B. durch einfache Programmierungsaufgaben für kleine Roboter oder durch die Einführung von Tablets. Auch in den höheren Jahrgangsstufen wird das selbstorganisierte Lernen als Hilfe zur Bewältigung späterer Herausforderungen im Leben nach der Schule gefördert. Dadurch konnte sich die Schule auf die neuen Begebenheiten während der Pandemie schnell einstellen. Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler waren digital gut vorbereitet, itslearning wurde zur gemeinsamen Lehr-Lern-Plattform.

Um sich weiterzuentwickeln, haben die Lehrkräfte eine „Selbsthilfegruppe“ gegründet. Digitalpiloten halfen im Umgang mit den Medien, Erklärvideos wurden gedreht und Mikrofortbildungen angeboten. Aus der Pandemie möchte die Schule, die sich selber als Lernende Organisation versteht, die stärkere Einbindung digitaler Elemente in den analogen Unterricht mitnehmen. Beispielhaft ist hier ein Theater- und Musikkurs mit der Einbindung von Videosequenzen zu nennen.

Dass die Schule bereit ist, einen kontinuierlichen Entwicklungsprozess zu gehen, zeigt sich auch im Zusammenhang mit der Bewerbung um den Preis Schule des Jahres. Bereits 2016 ist sie für den Preis nominiert worden, in diesem Jahr kann sie sich nun über den 2. Preis freuen.

 

  1. Preis – Friedrich-List-Schule (Berufliche Schule), Hansestadt Lübeck

Die Friedrich-List-Schule als berufliche Schule der Hansestadt Lübeck wird in beeindruckender Weise als Lern- und Lebensraum verstanden. Dieses Grundverständnis von Schule konnte auch in Zeiten des Distanzlernens beibehalten werden. Sowohl Schülerinnen und Schülern als auch dem Kollegium Halt und Struktur zu geben, sieht die Schulleitung stets als Maxime für ihr Handeln an – niemand sollte während der Pandemie verloren gehen und das Wohlbefinden aller sollte im Fokus stehen. Aus diesem Grund veröffentliche Stephan Cosmus als Schulleiter der Friedrich-List-Schule bereits nach den Osterferien 2020 einen Handlungsleitfaden zur Beruflichen Bildung in Krisenzeiten, welcher für Orientierung und Struktur sorgen sollte.

Das Lernen in Distanz an der Friedrich-List-Schule wurde durch konsequente Beibehaltung des Stundenplans sichergestellt. Es wurden Lernstandserhebungen durchgeführt, erkannte Unterstützungsbedarfe bei den Schülerinnen und Schülern durch individuelle Förderung sowie Zusatzunterricht in den Hauptfächern kompensiert und alternative Lernleistungen ermöglicht. Im Fach Sport gab es beispielsweise ein E-Sport-Turnier, für dessen technische Umsetzung auch die Schülerinnen und Schüler mitverantwortlich waren.

Praktika in den Vollzeitklassen wurden durch Aufgabenstellungen mit betrieblichem Kontext ersetzt oder der Möglichkeit, mit Unternehmenspartnern Marketingkonzepte zu gestalten. Auch ökonomische Planspiele sind online durchgeführt worden. Alle Aktivitäten zur Berufsorientierung an der Friedrich-List-Schule beeindruckten die Jury sehr. So wurde unter anderem eine Berufsmesse mit digitalen Workshops veranstaltet. Es fanden digitale Informationsveranstaltungen auf Elternabenden im 4. Schuljahr sowie bei Abgangsklassen der weiterführenden Schulen statt, um zum einen die Durchlässigkeit des Schulsystems und zum anderen die Leistungen der beruflichen Bildung darzustellen.

Hervorzuheben ist, dass die Friedrich-List-Schule durch ihre sehr gute mediale Ausstattung und deren funktionalen Einsatz hervorragend auf die Pandemie vorbereitet war. Die Lehrkräfte wurden und werden umfangreich fortgebildet, um auf diese Weise die Unterrichtsqualität ständig auszubauen und eine sinnvolle Verzahnung mit analogem Unterricht sicherzustellen. Es wurden Selbstlernformate entwickelt und auf Unterrichtsmaterialien konnte problemlos online zugegriffen werden. Beiträge von Schülerinnen und Schülern sind online gewürdigt worden. Die ausgeprägte Feedbackkultur zeigt sich zudem darin, dass Evaluationsbögen zum Wohlbefinden und der Frage nach Unterstützungsbedarfen der Lernenden entwickelt wurden, zum Teil sogar von den Schülerinnen und Schülern selbst. Die Lehrkräfte werden in ihrer Beziehungsarbeit durch ein starkes Team aus Erziehern, Pädagogen, Sozialarbeitern und einer Psychologin unterstützt.

Sollten Lernende zu Hause keinen Platz oder die nötige Ruhe zum Arbeiten haben, wurden ihnen dafür Räume in der Schule bereitgestellt. Diese ausgeprägte Willkommenskultur zeigt sich auch darin, dass Einführungstage für neue Schülerinnen und Schüler stattfinden. Sogar in digitaler Form gab es Teambuildingmaßnahmen und Methodentage. Dabei stand die Vermittlung von gemeinsamen Werten im Vordergrund. Um das Kollegium im Sinne des Wohlfühlgedankens zu stärken, wurden sogenannte Gesprächstüten mit kleinen Köstlichkeiten für digitale Meetings zusammengestellt. Es wundert demnach nicht, dass die Jury während ihres Schulbesuchs eine sehr harmonische und nach vorne gerichtete Atmosphäre als Ergebnis des hohen Engagements der Schulgemeinschaft wahrgenommen hat.

 

Sonderpreis des Ministerpräsidenten    Schule Altstadt (Gemeinschaftsschule), Rendsburg

Die Schule Altstadt wird als Perspektivschule der ersten Gruppe (Start 2019) für das Leuchtturmprojekt Sozialkompetenztraining mit dem Sonderpreis des Ministerpräsidenten ausgezeichnet. Im Sozialkompetenztraining werden wichtige Kompetenzen im Umgang miteinander vermittelt, um die Klassengemeinschaft zu stärken. Dabei werden auch stets die Stärken und Bedürfnisse der einzelnen Schülerinnen und Schüler im Auge behalten. Ein Teil des Trainings, welches wöchentlich in zwei Unterrichtsstunden stattfindet, befasst sich mit der Gewaltprävention. Das Sozialkompetenztraining knüpft an die Kennenlernfahrt in Jahrgangsstufe 5 an und basiert auf den Säulen „Respekt, Zuverlässigkeit und Arbeitsruhe“. Es wird von der Klassenlehrkraft zusammen mit einer weiteren Person durchgeführt. Aktive Phasen, u. a. mit Teamaufgaben (z. B. Klettern an der Boulderwand) und Reflexionsphasen (z. B. szenische Reflexion), werden kombiniert; vorher findet ein gemeinsames Mittagessen statt.

Die Jury ist der Ansicht, dass die Schule Altstadt mit dem Sozialkompetenztraining die Schülerinnen und Schüler dort abholt, wo sie stehen. Das Konzept ist durchdacht, wurde bereits evaluiert und weiterentwickelt. Alle an Schule Beteiligten haben erkannt, dass soziale Kompetenzen nicht nur für das spätere Leben unabdingbar sind, sondern dass sie auch eine wichtige Voraussetzung schaffen, um Lernen in der Schule überhaupt erst zu ermöglichen. Nach den Zeiten des Distanzlernens, in denen das Training nicht stattfinden konnte, wurde entschieden, dieses für die betroffenen Klassen zu verlängern. So konnten viele der psychosozialen Probleme aufgefangen und sichergestellt werden, dass sich die Lernenden wieder als Gemeinschaft zusammenfinden. Dass dies funktioniert hat, konnte die Jury beim Schulbesuch sehr gut sehen. Die Schülerinnen und Schüler haben sich – unabhängig von ihren Sprachkenntnissen und ohne Scham – an Diskussionsrunden beteiligt und auch versucht, beispielsweise stillere Mitschülerinnen und -mitschüler einzubinden. Die Entscheidung des Kollegiums, das Sozialkompetenztraining zu verlängern, ist bemerkenswert, da von vielen Seiten die Rufe laut wurden, die fachlichen Lernlücken schnell zu schließen. Der Mut, sich als multiprofessionelles Team – bestehend aus Lehrkräften, Schulsozialarbeit, einer Erzieherin und einem Übersetzer – deutlich zu entscheiden, die Schülerinnen und Schüler nicht nur in ihrer schulischen, sondern auch individuellen und sozialen Entwicklung zu fördern, wird nun mit dem Sonderpreis honoriert. Die Wirkung des Schulsozialtrainings ist im von der Jury beobachteten Schulalltag sichtbar geworden. Zusammenfassend ist herauszustellen, dass die Schule Altstadt in Zeiten des Distanzunterrichts stets lösungsorientiert und gemeinschaftlich handelte, um den individuellen Herausforderungen der Schülerschaft zu begegnen. Das Sozialkompetenztraining ist kein Einzelprojekt, es ist vielmehr eingebettet in eine Vielzahl von Maßnahmen, welche darauf abzielen, neben dem fachlichen Lernen (hier wird Wert auf eigenverantwortliches Lernen, u. a. im Lernbüro und mit Wochenplänen, gelegt) den sozialen Zusammenhalt und das psychische Wohlergehen in allen Jahrgangsstufen zu fördern. Dies entspricht den Zielen des Perspektivschulprogramms (anspruchsvolle Leistungen, Chancengerechtigkeit und Wohlergehen aller an Schule Beteiligten) und überzeugte den Ministerpräsidenten, welcher am 03.06.2022 der Schule Altstadt einen Besuch abstatten wird.

Dazu der Newsletter des IQSH