Bildungsministerin Johanna Wanka sieht in Deutschland gute Chancen, die Vollbeschäftigung zu erreichen – trotz der zunehmenden Digitalisierung der Industrie.
Wanka (CDU) sieht Vollbeschäftigung in Deutschland nicht zuletzt durch mehr Bildung und Forschung als erreichbar an. Anlässlich des offiziellen Starts des Wissenschaftsjahrs 2018 an diesem Montag in Berlin sagte sie: „Wir wollen im gesellschaftspolitischen Dialog zeigen, dass wir unsere Zukunft gerade durch Bildung und Wissenschaft selber gestalten können.“ Sie sehe gute Chancen, „dass wir das Ziel der Vollbeschäftigung in Deutschland erreichen“, sagte die Ministerin, die dem Kabinett einer neuen Regierung voraussichtlich nicht mehr angehören wird.
Im Mittelpunkt: Digitalisierung und neue Arbeitsmodelle
Union und SPD hatten sich im Entwurf ihres Koalitionsvertrags ausdrücklich zum Ziel der Vollbeschäftigung bekannt. Von Vollbeschäftigung spricht man, wenn alle Menschen, die Arbeit aufnehmen können und wollen, auch Arbeit bekommen. Begrenzte Arbeitslosigkeit und Vollbeschäftigung sind miteinander vereinbar.
Das Thema des Wissenschaftsjahrs 2018 lautet „Arbeitswelten der Zukunft“. Im Zentrum steht die Frage, wie die Digitalisierung, neue Arbeitsmodelle und die Entwicklung künstlicher Intelligenz die Arbeit verändern. Während Gewerkschafter wie ver.di-Chef Frank Bsirske seit Längerem vor der Gefahr massenhafter Arbeitslosigkeit durch Roboterisierung ganzer Berufe warnen, betonten Arbeitgebervertreter wiederholt Chancen der Digitalisierung.
Beim Wissenschaftsjahr nun sollen Forschungsprojekte und -ergebnisse in die Öffentlichkeit getragen werden. Die Bundesregierung will erreichen, dass die Bürger konkret mehr von der wissenschaftlichen Forschung in dem Bereich mitbekommen. Sie sollen sich durch verschiedene Projekte auch verstärkt selbst beteiligen können. Hunderte Organisationen, Vereine, Unternehmen und andere beteiligten sich an bisher 15 Wissenschaftsjahren.
Neue GroKo will mehr selbstbestimmte Arbeitszeit
Zuletzt hatte die damalige Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) einen mehrmonatigen Diskussionsprozess zum Thema Zukunft der Arbeit unter dem Schlagwort „Arbeit 4.0“ geführt. Ergebnisse präsentierte sie im November 2016 in Berlin. Dabei ging es unter anderem darum, wie die Politik darauf reagieren soll, dass Arbeit durch Smartphone und Co. immer weniger an Arbeitsplatz und Arbeitszeit gebunden ist. Nahles schlug unter anderem eine kontrollierte und begrenzte Lockerung bei der Arbeitszeit vor und wollte einen Schub bei der Qualifizierung der Arbeitnehmer erreichen.
Ein Vorstoß von Nahles, Unternehmen und Arbeitgebern mehr Experimentiermöglichkeiten bei der Arbeitszeit zu geben, scheiterte in der vergangenen Legislaturperiode. Für eine neue Koalition haben sich Union und SPD nun vorgenommen, über eine Tariföffnungsklausel im Arbeitszeitgesetz solche Experimentierräume zu schaffen. Das Ziel ist eine Öffnung für mehr selbstbestimmte Arbeitszeit der Arbeitnehmer und mehr betriebliche Flexibilität in der zunehmend digitalen Arbeitswelt.
Zugleich versprechen Union und SPD im Entwurf für ihren Koalitionsvertrag eine Offensive für Bildung, Forschung und Digitalisierung. Geplant sind unter anderem die Ausstattung der Schulen mit digitaler Technik, mehr Geld für Forschung und Innovationen und flächendeckende Glasfasernetze in Deutschland.
Quelle: dpa 19.02.18