Jeder Dritte in Deutschland unter 35 Jahren hat einen Hochschulabschluss. Das klingt viel, tatsächlich bleibt die Bundesrepublik aber hinter selbst gesteckten Zielen zurück. Viele EU-Staaten sind weiter.
Bis 2020 sollen 40 Prozent der jungen Menschen in Europa einen Uni- oder Fachhochschulabschluss haben. Darauf haben sich die EU-Staaten geeinigt. Für die meisten Länder ist das auch kein Problem. Sie haben das Ziel bereits jetzt erreicht. EU-weit machen inzwischen 39,9 Prozent der unter 35-Jährigen einen Hochschulabschluss, wie die Statistikbehörde Eurostat mitteilt.
Nicht so in Deutschland. Hier wuchs der Anteil von 24 Prozent im Jahr 2012 auf vergleichsweise geringe 34 Prozent im Jahr 2017. Dabei will die Bundesregierung die EU-Zielvorgabe eigentlich noch übertreffen und peilt bis 2020 eine Hochschulabsolventenrate von mindestens 42 Prozent an. Von diesem Ziel ist Deutschland noch weit entfernt.
Im vergangenen Wintersemester hatten sich laut Statistischem Bundesamt etwa 2,85 Millionen Menschen an deutschen Hochschulen für ein Studium eingeschrieben. Fast zwei Drittel (62,7 Prozent) davon entfielen auf Universitäten. Gut ein Drittel studierte an Fachhochschulen (34,5 Prozent). An Verwaltungsfachhochschulen lag die Quote bei 1,5 Prozent, an Kunsthochschulen bei 1,3 Prozent.
Tatsächlich bringen jedoch längst nicht alle ihr Studium auch zu Ende. Laut einer Studie schmeißen 29 Prozent der Bachelorstudenten vorzeitig hin. Damit liegt Deutschland jedoch in etwa im EU-weiten Vergleich. Dass der Anteil der Hochschulabsolventen hierzulande niedriger ist als im Rest Europas könnte auch am dualen Ausbildungssystem in Deutschland liegen. Immerhin 16 Prozent der Abiturienten von 2015 entschieden sich laut einer Umfrage für eine Ausbildung.
Spitzenreiter Litauen
Spitzenreiter bei den Uni- oder Fachhochschulabschlüssen ist Litauen. Dort machen 58 Prozent der jungen Menschen einen entsprechenden Abschluss. Zypern erreichte 2017 immerhin 55,8 Prozent und Irland 53,5. Schlusslichter in der EU sind Rumänien, Italien und Kroatien. Dort macht nur etwas mehr als jeder vierte junge Erwachsene einen Hochschulabschluss.
Ein anderes EU-Bildungsziel hat Deutschland aber schon fast erreicht: Die Zahl der „frühzeitigen Schulabgänger“ ist auf etwa zehn Prozent gesunken. 2006 waren es noch fast 14 Prozent. Damit sind Schüler gemeint, die spätestens nach der 10. Klasse die Schule verlassen und bis zum Alter von 24 Jahren keine weiteren Bildungsangebote wahrnehmen – also beispielsweise keine Ausbildung machen.
Zielmarke für 2020 sind EU-weit und auch für Deutschland maximal 10 Prozent. Der EU-Schnitt lag 2017 bei 10,6 Prozent.
Quelle: dpa