In Zeiten der Globalisierung wird Auslandserfahrung immer wichtiger. Trotzdem nehmen Azubis diese Möglichkeit nur selten wahr. Ein Auslandssemester ist für viele Studenten heute selbstverständlich. Unter Auszubildenden ist es hingegen weit weniger verbreitet, einen Teil der Lehrzeit im Ausland zu verbringen, obwohl sie dafür über das Erasmus-Programm inzwischen ebenfalls Stipendien der Europäischen Union bekommen. Das müsse sich ändern, sagte Arbeitsministerin Katarina Barley (SPD) am Montag auf dem deutsch-französischen Tag der Mobilität von Auszubildenden in Europa. „Eine gute Ausbildung ist der wirksamste Schutz vor Arbeitslosigkeit. Und dazu gehört in Zeiten der Globalisierung auch der Blick über den Tellerrand.“ Nur 4,5 Prozent der rund 500.000 jungen Menschen, die in Deutschland jedes Jahr eine Berufsausbildung beginnen, nehmen Barley zufolge diese Möglichkeit wahr. Schon im Jahr 2013 hat der Bundestag mit schwarz-gelber Mehrheit beschlossen, dass ihr Anteil bis zum Jahr 2020 auf mindestens 10 Prozent steigen soll. Seitdem habe sich einiges getan, sagte Barley.
Marianne Thyssen, EU-Kommissarin für Beschäftigung, verwies darauf, dass ein längerer Auslandsaufenthalt die Arbeitgeber auch vor Schwierigkeiten stellt. Schließlich fehle der Auszubildende mehrere Monate im Unternehmen. Auch müsse geklärt sein, wie er versichert sei, wer die Sozialbeiträge zahle und wie die Lehrpläne zusammenpassten. Die EU gehe diese Themen an, sagte Thyssen.
Trotzdem dauerten die Auslandsaufenthalte von Azubis nach wie vor oft nur wenige Wochen. Ziel der EU sei es, dass innerhalb von drei Jahren 50.000 Auszubildende ein mindestens drei Monate langes Praktikum im Ausland machten. „So erwerben die jungen Menschen nicht nur eine kulturelle Offenheit sondern auch Kompetenzen, die ihnen auf dem Arbeitsmarkt einen Vorteil verschaffen.“
Quelle: F.A.Z.