Der jährliche Bericht der OECD „Education at a Glance – Bildung auf einen Blick“ bescheinigt dem deutschen Bildungssystem auch 2017 wieder ein hohes Niveau und eine Spitzenstellung im MINT-Bereich, zeigt aber auch eine unterdurchschnittliche Hochschulfinanzierung.
- Höchster MINT-Anteil: Der Anteil der jungen Hochschulabsolventen in den Studienfächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) beträgt 37 % und erreicht damit den höchsten Anteil unter allen OECD-Staaten, gefolgt von Indien (31 %), Korea (30 %), und Österreich (29 %). Allerdings sind Frauen in den meisten MINT-Fächern mit nur 28 % der Studienanfänger weiterhin unterrepräsentiert.
- Mehr Studierende: In Deutschland werden voraussichtlich sechs von zehn jungen Menschen ein Studium aufnehmen. Zwischen 2005 und 2015 ist die Zahl der Studienanfänger um 20 Prozentpunkte von 43 % auf 63 % gestiegen, was dem höchsten Anstieg im OECD-Vergleich entspricht. Internationale Studierende machen dabei 12 % aus. Nach Ausklammerung der internationalen Studierenden dürfte über die Hälfte (56 %) ein Studium im Tertiärbereich aufnehmen (OECD 57 %). Unabhängig von ihrer Fachrichtung weisen Erwachsene mit Tertiärabschluss gute Arbeitsmarktergebnisse auf. Die Beschäftigungsquote der 25- bis 64-Jährigen mit Tertiärabschluss belief sich in Deutschland auf 88 % (OECD 84 %). Dabei sind 91 % der IKT-Absolventen in Beschäftigung im Vergleich zu 84 % aus den Fächern Kunst, Geistes- und Sozialwissenschaften sowie Journalismus.
- Bildung lohnt sich: Erwachsene in Deutschland verdienen mit abgeschlossenem kurzem Tertiärbildungsgang 53 % mehr als Personen mit einem Abschluss des Sekundarbereichs II. Personen mit Bachelor oder gleichwertigem Abschluss (z.B. einer abgeschlossenen Meister- oder Technikerausbildung mit längerer Ausbildungsdauer) verdienen 58 % mehr und Personen mit Master bzw. Promotion oder gleichwertigem Abschluss 85 % mehr.
- Duales System: In Deutschland haben rund zwei Drittel aller 25- bis 34-Jährigen mit einem Abschluss des Sekundarbereichs II eine duale Berufsausbildung durchlaufen, während der Rest eine schulische Berufsausbildung absolviert hat .Das deutsche Berufsbildungssystem stellt eine hohe Beschäftigungsfähigkeit sicher. Die Beschäftigungsquote von Personen im Alter von 25-34 Jahren mit einem solchen Berufsabschluss ist ebenso hoch wie die von Personen mit Tertiärabschluss (86 % bzw. 87 %). Auf die private Finanzierung entfallen im Bereich der beruflichen Bildung 49 % der Ausgaben – durch das hohe Engagement der Unternehmen. Die guten Ergebnisse des deutschen Berufsbildungssystems spiegeln sich auch im geringen Anteil junger Menschen wider, die sich weder in Beschäftigung noch in Ausbildung befinden: In Deutschland sind dies 10,8 % und damit einer der niedrigsten Anteile in der OECD.
- Demografische Rendite genutzt: Obwohl die Zahl der Schülerinnen und Schüler zwischen 2010 und 2014 um 6 % zurückging, sanken die Ausgaben für die Bildungseinrichtungen auf diesen Stufen lediglich um 2 %. Darin sind auch die Gehälter der Lehrkräfte eingeschlossen: In Deutschland werden sie weitaus besser bezahlt als international üblich. Ihre Gehälter sind in den letzten zehn Jahren gestiegen. Die Lehrerschaft hat sich verjüngt, wenngleich sie im OECD-Vergleich noch immer zu den ältesten gehört. Die jährlichen Ausgaben je Schüler im Primar- und Sekundarbereich betragen 10.776 US-$ (OECD-Durchschnitt 9.489 US-$). Die durchschnittliche Klassengröße wurde verringert, so dass in der Grundschule durchschnittlich 21 Schüler und in der weiterführenden Schule 24 Schüler in einer Klasse sitzen.
- Frühe Bildung für alle: Enorm aufgeholt hat Deutschland in der frühkindlichen Bildung: 90 % der 3- bis 5-Jährigen partizipieren daran. Deutschland gibt je Kind 11.094 US-$ jährlich für die frühe Bildung aus und damit mehr als im OECD-Schnitt von 8.858 US-$. Die öffentlichen Ausgaben decken dabei 78 %, während die privaten Haushalte nahezu ein Viertel (22 %) der Ausgaben bestreiten.
- Hochschulfinanzierung ohne private Beiträge niedriger als international üblich: Im Tertiärbereich hingegen hat der Umfang der bereitgestellten Mittel nicht mit der Zunahme der Studierendenzahl Schritt gehalten. Auch wenn die Gesamtausgaben für den Tertiärbereich zwischen 2010 und 2014 um 9 % gesteigert wurden, hinkt dies der Zunahme der Studierendenzahl hinterher. Die Ausgaben je Studierenden betrugen 2014 17.180 US-$ und lagen damit 11 % unter dem Stand von 2010.
Den Länderbericht zu Deutschland finden Sie unter: www.oecd.org