Wie schätzen Lehrkräfte ihre Gesundheit und Arbeitsfähigkeit ein? Das wollte das Bildungsministerium in Schleswig-Holstein von den Lehrkräften wissen und hat im vergangenen November eine freiwillige Umfrage gestartet.
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Erste Ergebnisse stellte die Ministerin am 20. Februar 2018 vor. Danach geben 52 Prozent der Lehrkräfte an, über eine gute bis sehr gute Arbeitsfähigkeit zu verfügen. 79 Prozent haben zurückgemeldet, sie hätten eine gute bis ausgezeichnete allgemeine Gesundheit. 72 Prozent geben an, mit ihrer Arbeit im Allgemeinen zufrieden zu sein. Allerdings geben auch 90 Prozent an, durch Lärm und Geräusche am Arbeitsplatz belastet zu sein, und 62 Prozent nennen als belastenden Faktor die Zunahme von Aufgaben.
Bildungsministerin Karin Prien sagte: „Wir wollen mit den Lehrkräften eine offene Diskussion darüber führen, welche Belastungen sie haben und welche Unterstützung sie brauchen. Deshalb haben wir als erstes Bundesland überhaupt unsere Lehrerinnen und Lehrer befragt, wie es ihnen am Arbeitsplatz Schule geht und wie sie selbst ihre Belastungen einschätzen.“ Die Ergebnisse dieser repräsentativen Umfrage stufte sie als „erste wertvolle Hinweise und gute Grundlage“ ein. „Wir werden sie analysieren und in der Arbeitsgruppe ,betriebliches Gesundheitsmanagement‘ über weitere notwendige Maßnahmen reden.“ Dem Landtag werde zu Beginn des 2. Quartals 2018 ein ausführlicher Bericht über die Ergebnisse vorgestellt. Ziel sei es, so Ministerin Prien, ein wissenschaftlich basiertes Konzept zu erstellen, um die Gesundheitssituation der Lehrkräfte nachhaltig zu verbessern.
Die Lehrkräfte wurden zu den Themenkomplexen Arbeitsanforderungen, Arbeitsumgebung, den Schutzfaktoren ,Soziale Beziehungen und Führung‘, Arbeitszufriedenheit sowie Arbeitsfähigkeit und Gesundheit befragt. Nach Auswertung der Online-Fragebögen lassen sich Aussagen zu folgenden Bereichen treffen:
- Status der befragten Lehrkräfte:
52 Prozent geben an, über eine gute bis sehr gute Arbeitsfähigkeit zu verfügen
79 Prozent geben an , eine „gute“ bis „ausgezeichnete“ allgemeine Gesundheit zu haben
72 Prozent geben an, mit ihrer Arbeit im Allgemeinen zufrieden zu sein - Als Belastungsfaktoren werden von den Lehrkräften genannt:
von 63 Prozent Termin-/Leistungsdruck
von 62 Prozent zusätzliche Aufgaben
von 40 Prozent Gefühlsmäßige Belastung - Die Umfrage gibt auch Auskunft über die Schutzfaktoren, die die Arbeitsbelastung positiv beeinflussen:
95 Prozent der Lehrkräfte sehen ein gutes Gemeinschaftsgefühl in den Kollegien
96 Prozent schätzen die soziale Unterstützung durch die Kolleginnen und Kollegen positiv ein
77 Prozent schätzen die soziale Unterstützung durch Vorgesetzte positiv ein
96 Prozent der Lehrkräfte sind von der Bedeutsamkeit ihrer Arbeit überzeugt Die Fragen zur Führungsqualität ergeben zu 65 Prozent eine sehr gute beziehungsweise gute Bewertung für die Vorgesetzten. - belastende Umgebungsbedingungen:
90 Prozent Lärm und Geräusche
81 Prozent Arbeitsmittel / Informationstechnologie
51 Prozent Beleuchtung / Lichtverhältnisse
48 Prozent Möbel
Die Auswertung, so Ministerin Prien, mache es auch möglich, nach Schularten zu differenzieren. „Es gibt sehr deutliche Unterschiede zwischen den Schularten. Vor allem die Bedingungen für Lehrkräfte an den Grundschulen müssen wir in den Blick nehmen und verbessern“, betonte die Ministerin. So gaben 77 Prozent der Grundschullehrkräfte an, unter emotionalen Belastungen zu stehen; 78 Prozent gaben an, trotz Krankheit zur Arbeit gegangen zu sein, und 93 Prozent der Lehrkräfte fühlen sich durch Lärm belastet.
Die Befragung der Lehrkräfte ist Teil der Einführung eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements in der Schleswig-holsteinischen Landesverwaltung von 2015 (Umsetzung des § 59 MBH SH). Gemeinsam mit dem Hauptpersonalrat der Lehrkräfte wurde der Fragebogen, der auf dem WAI (Work Ability Index) beruht, für die Situation an den Schulen in Schleswig-Holstein weiterentwickelt. Es wurden insgesamt 30.442 persönliche Anschreiben an Lehrkräfte und die über das Land Schleswig-Holstein angestellten Schulischen Assistenzkräfte gegeben. Die Fragebogen konnten online ausgefüllt werden. Die Rücklaufquote beträgt fast identisch über alle Schularten 30 Prozent (9.106 Fragebögen).
Bildungsministerin Karin Prien: „Aus den Ergebnissen spricht ein professionelles Selbstverständnis und hohes Engagement der Lehrkräfte in unserem Land. Das freut mich besonders und dafür möchte ich mich bedanken.“ Jede Lehrerin und jeder Lehrer habe es verdient, dass der Arbeitsplatz Schule immer auch die Gesundheit und Arbeitsfähigkeit des Einzelnen berücksichtige. Das sei auch der Leitgedanke des jetzt zu erarbeitenden Konzeptes. „Wir werden den geplanten Kongress ,Gesunde Schule‘ in 2019 dazu nutzen, dieses Thema breit zu diskutieren und Maßnahmen vorstellen“, so Karin Prien.
21.02.2018 Schleswig-Holstein Pressemeldung Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Schleswig-Holstein